»Wir sind kein soziales Unternehmen«

Südwest-Presse, 28.06.2006

Der Zweckverband Gasfernversorgung Baar (ZVB) hatte vergangenes Jahr einen rückläufigen Gewinn. Doch die Gaspreiserhöhungsgegner können noch nicht frohlocken: Das kommunale Unternehmen will auch künftig Geld ausschütten.

DONAUESCHINGEN/BAD DÜRRHEIM/BRÄUNLINGENDas machte gestern Donaueschingens Oberbürgermeister Thorsten Frei deutlich, der zusammen mit Walter Klumpp (Bad Dürrheim) und Jürgen Guse (Bräunlingen) die kommunalen Anteilseigner vertritt. Der ZVB stehe im Wettbewerb mit anderen Gasversorgern, so Thorsten Frei, die Kommunen würden erwarten, dass der ZVB Gewinne erziele , »wir sind kein soziales Unternehmen.« Jürgen Guse wies darauf hin, dass die Gewinne schließlich auch sozialisiert werden, ausgeschüttet an die Kommunen und die Stadtwerke Villingen-Schwenningen, einer Tochter der Stadt VS. Der Bräunlinger Bürgermeister beschwerte sich über Politiker, die über Gasversorger herziehen, »dabei ist die Politik doch selbst der größte Preistreiber.« Er tippte die hohe steuerliche Belastung der Energieträger an und die geplante Mehrwertsteuererhöhung.

Guse, der momentan Vorsitzender des Zweckverbandes ist, will den bisherigen Kurs weiter verfolgen: »Wir stehen dazu, Gewinne zu erzielen und dass wir Gas zu vertretbaren Preisen für unsere Bürger und Gewerbetreibende liefern können, wir sind einer der günstigsten Anbieter in der Region.«

Der mengenmäßige Gasabsatz ist im vergangenen Jahr (2005) insgesamt um 1,2 Prozent zurückgegangen, in Bad Dürrheim war es ein Minus von 4,2 Prozent, in Donaueschingen von 3,1 Prozent, während die Bräunlinger fünf Prozent mehr Gas verfeuerten und auch nach Blumberg an die ESB wurde mehr als im Vorjahr geliefert.

Das führte Geschäftsführer Ulrich Köngeter auf das wärmere Jahr 2005 zurück und die Tatsache, dass die Haushaltskunden auch im Winter die Heizung niedriger eingestellt haben. Als Ausgleich wurden hier und dort Zusatzheizgeräte aufgestellt. Köngeter: »Im Januar waren überall die Bolleröfen ausverkauft.«

Entgegen dem Vorschlag der Geschäftsleitung erhöhten die Bürgermeister den Ausschüttungsbetrag um 60000 auf 520582 Euro, den Rest aus dem Jahresüberschuss, nämlich 340000 Euro, soll der ZVB in die Rücklagen übernehmen.

Weil der ZVB Gaspreiserhöhungen des Vorlieferanten nicht sofort an die Verbraucher weitergegeben hatte, war im vergangenen Jahr der Gewinn um ein Drittel auf 860582 Euro gesunken. Denn für 12,12 Millionen Euro hatte der ZVB Gas bezogen, während die Einnahmen aus dem Gasverkauf gerade mal 15,14 Millionen Euro betrugen.

Mit der Differenz, rund drei Millionen Euro, musste gebaut, unterhalten und gewirtschaftet werden. Im Vorjahr lag der Differenzbetrag noch mehr als eine halbe Million Euro höher.

Die drei Kommunen freuen sich über 82000 Euro Konzessionsabgabe, mit denen das Recht, Leitungen auf ihrer Gemarkung zu führen, abgegolten wird. Der ZVB ist ein Unternehmen ohne Mitarbeiter, alle Planungs- und Verwaltungsleistungen werden über Dienstleistungsaufträge und eine Betriebsführungspauschale von den Stadtwerken Villingen-Schwenningen bestellt. Bauarbeiten werden zum großen Teil an Firmen vergeben.

Mit der Betriebsführungspauschale könnten gerade drei Angestellte einschließlich der Arbeitgeberanteile finanziert werden. Da kam selbst der Wirtschaftsprüfer ins Schwärmen: »Mit diesem Personal alleine wäre der ZVB nicht führbar.«, das Unternehmen ist demzufolge schlank aufgestellt und wird sehr wirtschaftlich geführt.

Probleme mit Langfristverträgen von 30 Jahren und mehr hat der ZVB nicht, wie Geschäftsführer Ulrich Köngeter berichtete: »Unsere Verträge mit den Vorlieferanten laufen zwei Jahre.«(hje)