suedkurier.de - 26.08.2006
SVS-Chef rechtfertigt Strompreis-Erhöhung

"Die Stadtwerke sehen keine andere Möglichkeit mehr" - Kosten erst zum 1. Januar rauf - Besonderes Angebot für Gaskunden

Villingen-Schwenningen

Villingen-Schwenningen - Die Stadtwerke haben gestern betont, dass sie sich als "Händler ohne eigene Erzeugung" den steigenden Bezugskosten nicht entziehen könnten und haben auch auf den hohen Steueranteil bei der Energie verwiesen. Gleichzeitig weisen sie darauf hin, dass die Strompreiserhöhung erst am 1. Januar in Kraft treten wird. Für den Endkunden liege die Preissteigerung bei 0,5 Cent/kWh netto, hinzu komme ab dem 1. Januar die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf den vollen Energiepreis.

Die Mehrbelastung für einen Durchschnittshaushalt mit 3500 Kilowattstunden Strom liege dann bei rund 3,21 Euro pro Monat. Neben den Kunden stünden vor allem die Lieferanten am Ende der Versorgungskette, zu denen auch die SVS gehöre, mit dem Rücken an der Wand. Geschäftsführer Ulrich Köngeter: "Beim Strom liegen 98 Prozent der Erzeugungskapazität in der Hand der großen Vier. Den Stadtwerken als Verteiler fehlt hier jede Handlungsmöglichkeit, wirtschaftlich zu arbeiten." Ein Blick auf den Strompreiskuchen mache deutlich, dass die Preiserhöhungen noch eine weitere Ursache hätten. 40 Cent von jedem Euro auf der Stromrechnung seien inzwischen Steuern und Abgaben.

Stromsteuer erhöht

Seit der Liberalisierung des Marktes 1998 habe sich der Anteil der staatlichen Belastungen beispielsweise durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz, die Kraft-Wärme-Kopplung oder die Stromsteuer drastisch erhöht. Den Preis zahle der Verbraucher, der ohne die gestiegenen staatlichen Belastungen heute zwölf Prozent weniger für seinen Strom zahlen müsste, als 1998. Und weiter: "Bei der Preisrunde im Sommer, bei der viele Anbieter ihre Strompreise schon erhöht hatten, hat die SVS noch nicht mitgemacht. Jetzt aber sehen wir keine andere Möglichkeit mehr. Denn sonst geht nicht nur unsere Rechnung nicht auf, sondern auch die Stadt Villingen-Schwenningen wird erhebliche Einbußen hinnehmen müssen." Zudem zeige der unabhängige Preisrechner Verivox, dass die SVS im regionalen Vergleich gut abschneiden.

Auch auf das Thema Erdgas geht Köngeter ein. Dies werde, ab dem 1. Oktober um netto 0,20 Cent/kWh teurer. Bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 20000 kWh müssen Kunden mit einer monatlichen Mehrbelastung von brutto 3,83 Euro rechnen. Die Ursache liege im Kern in den kontinuierlich steigenden Ölpreisen, an die die Gaspreise gekoppelt seien. Zur Entlastung der Kunden habe die SVS ab Oktober daher ein Bündel von Gegenmaßnahmen geschnürt. Dazu gehöre ein neues Festpreisprodukt für Endkunden, die Wechselmöglichkeit von Gaskunden zu anderen Anbietern und die Entscheidung, die Preiserhöhung nicht in vollem Umfang weiterzugeben.

Obwohl der Zulieferer, die GVS, in der Zeit vom 1. April bis zum 1. Oktober den Gaspreis um 0,36 Cent/ kWh netto erhöhe, steige für die Kunden der SVS der Gaspreis zum 1. Oktober um lediglich 0,20 Cent/kWh netto. Kunden der SVS können laut Köngeter ab Oktober 2006 ein neues Festpreisprodukt, den "SVSgas bestpreis fix", wählen und so ihren Gaspreis für zwölf Monate "einfrieren". Vorteil: Steigt der Öl- und damit auch der Gaspreis, profitiert der SVS-Kunde von Preiskonstanz. Wenn indes der Preis sinkt, zahlt er den zuvor vereinbarten Festpreis. Das Angebot sei auf 23 Millionen kWh beschränkt. Die bestehenden Bestpreis-Kunden würden individuell angeschrieben und das Kontingent wird nach dem "Windhund-Prinzip" verteilt. Motto: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Vom Fixpreis ausgenommen seien Steuererhöhungen. Köngeter: "Die Mehrwertsteuererhöhung, die zum 1. Januar 2007 in Kraft tritt, betrifft auch das Fixpreisprodukt."

 
Diesen Artikel finden Sie im Online-Angebot unter
http://www.suedkurier.de/region/villingen/villingen/art2997,2180196.html

© SÜDKURIER
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung der SÜDKURIER GmbH