suedkurier.de - 17.02.2006
VS-Gaskunden haben freie Wahl

Stadtwerke ermöglichen ab April freiwillig den Wechsel des Gaslieferanten

Stadtwerke ermöglichen ab April freiwillig den Wechsel des Gaslieferanten

Villingen-Schwenningen

Ab 1. April können auch die rund 17000 Kunden der Stadtwerke Villingen-Schwenningen und des Gaszweckverbandes Baar ihren Gasanbieter frei wählen. "Dem stellen wir uns nicht in den Weg. Ich bin ein Anhänger des freien Wettbewerbs", bekundete gestern Geschäftsführer Ulrich Köngeter.

VON EBERHARD STADLER
Ulrich Köngeter

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Villingen-Schwenningen - Wie berichtet, haben sich diese Woche sieben Gasversorgungsunternehmen, darunter Marktführer Eon, gegenüber dem Bundeskartellamt verpflichtet, ihren Kunden diese Wechselmöglichkeit einzuräumen. Mit der Entscheidung endet ein Verfahren der Kartellbehörde gegen diese Unternehmen wegen angeblich überhöhter Gaspreise.

Die Verpflichtung der sieben Anbieter bedeutet eine weitere Öffnung des deutschen Gasmarktes. Der nächste Schritt wird im Oktober folgen. Dann soll die Wechselmöglichkeit für Haushalte mit Gasversorgung bundesweit eingeführt werden.

So lange müssen die Gaskunden in Villingen-Schwenningen und auf der Baar nicht warten. Geschäftsführer Köngeter will den Haushalten schon ab April die Wechselmöglichkeit einräumen. Und zwar freiwillig. Denn die Stadtwerke sind vom Kartellverfahren nicht betroffen.

Das bedeutet: die Kunden können sich ab April einen neuen Gaslieferanten suchen. Ab 1. April sei eine Kündigung mit Monatsfrist und damit ein Lieferantenwechsel frühestens zum 30. April möglich. Ein Wechsel wird nach Einschätzung des Geschäftsführers für die Haushalte unproblematisch sein. Ein Kunde sucht sich einen neuen Lieferanten und schließt einen Vertrag mit diesem ab. Der alte und der neue Lieferant regeln den Rest dann untereinander.

Welche Auswirkungen die Liberalisierung des Gasmarktes für seinen Geschäftsbereich haben wird, ist für Köngeter schwer abschätzbar. Er rechnet damit, dass eine ganze Reihe der Gaspreiskritiker, die sich in den vergangenen Wochen massiv zu Wort gemeldet haben (wir berichteten), einen Wechsel anstreben und mit anderen Lieferanten verhandeln werden. "Es wird zu Wechseln bei Haushaltskunden kommen. Doch eine Prognose wage ich nicht."

Mit massiven Preisstürzen wie bei der Strommarkt-Liberalisierung rechnet Köngeter beim Gastarif nicht. "Ich glaube nicht, dass es unmittelbar zu Senkungen kommt", urteilt der Geschäftsführer. Doch spätestens im Oktober, wenn die Durchleitung von Gaslieferungen zwischen den Anbietern geregelt sein wird, sind die Gaspreise der Unternehmen für die Kunden transparent. "Dann muss sich jeder dem Vergleich stellen und kommt vermutlich etwas unter Preisdruck."

Nicht absehbar ist derzeit, ob neue Lieferanten auf den Markt drängen werden, wie dies bei der Strompreisliberalisierung der Fall war. Damals stießen ausländische Lieferanten mit Tochterunternehmen auf den deutschen Markt. Allerdings: Seinerzeit gab es große Stromüberkapazitäten auf dem europäischen Markt, die auf dem Gassektor derzeit nicht erkennbar seien, so Köngeter. Es gibt also noch eine Reihe von unbekannten Variablen der künftigen Marktentwicklung.

Köngeter lässt derzeit noch offen, ob die Stadtwerke in diesem Jahr im liberalisierten Gasmarkt selbst auf Expansion gehen wollen. Er möchte abwarten, bis im Oktober die neuen "Spielregeln" des Gasmarktes in Kraft sind. Dann erst könne kalkuliert werden, ob sich eine Ausweitung des Gasgeschäftes lohne.

 
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