suedkurier.de - 15.02.2006
ZVB wahrt Preis-Geheimnis

Auch im Gemeinderat verrät der Gasversorger nicht, wie hoch seine Gewinnmarge ist

Auch im Gemeinderat verrät der Gasversorger nicht, wie hoch seine Gewinnmarge ist

Donaueschingen

Bei seiner Preiskalkulation ließ sich der Zweckverband Gasfernversorgung Baar (ZVB) auch gestern im Donaueschinger Gemeinderat nicht in die Karten gucken. Über eineinhalb Stunden lang stand Geschäftsführer Ulrich Köngeter dort Rede und Antwort. Doch eine Frage ließ er offen: Wieviel verdient die ZVB an ihren Kunden?

VON MARKUS VONBERG

Donaueschingen - Letztendlich werden Gerichte die Frage zu beantworten haben, die gestern Abend im Donaueschinger Gemeinderat im Raume stand: Sind die seit 1994 wesentlich erhöhten Gaspreise des ZVB, der 13000 Kunden auf der Baar versorgt, recht und billig - oder eben unbillig. Letzteres glaubt eine Kundin aus Villingen-Schwenningen, die deswegen gegen den Gasversorger klagt. In diesem Frühjahr werde sich das Gericht mit der Angelegenheit befassen, sagte ZVB-Geschäftsführer Ulrich Köngeter im Gemeinderat.

Zum ersten Mal stand die Arbeit des Zweckverbandes Gasfernversorgung auf der Tagesordnung des Gemeinderats. Viele Jahre lang interessierte sich auch hier kaum jemand für den ZVB, wie mehrere Stadträte selbstkritisch einräumten. Nun soll das Informationsdefizit aufgearbeitet werden. Schon nächste Woche soll im Hauptausschuss beraten werden, wie der Gemeinderat besser über die ZVB ins Bild gesetzt werden kann.

Ins öffentliche Interesse geriet der ZVB durch seine massiven Preiserhöhungen seit 2004. Wird hier vor dem Hintergrund der Ölpreisentwicklung von den Kunden viel mehr abkassiert, als sich durch die tatsächliche Kostenentwicklung rechtfertigen lässt, wie insbesondere die Kritiker vom Forum "Gaspreis runter" glauben. Deren Wortführer, Wolfgang Bräun aus Villingen-Schwenningen und Reiner Simon aus Bad Dürrheim, waren gestern unter den 20 Besuchern der Sitzung. Die Fragen an den ZVB formulierte aber ein Donaueschinger. Johannes Schwarz wollte von Köngeter wissen, was es mit Rücklagen von 41 Millionen Euro auf sich habe, ob das geplante Zwei-Millionen-Darlehen sich auf den Preis auswirken werde und aus welchen Positionen sich der Gaspreis von derzeit 5,56 Cent denn zusammensetze.

Kredit für Wolterdingen

Eine harte Antwort gab Köngeter nur bezüglich des geplanten Kredits, über den augenblicklich mit der Sparkasse verhandelt werde. Das Geld sei für die Ausweitung des Netzes in Wolterdingen und Hochemmingen nötig und werde nicht über den Gaspreis finanziert. "Das verkleinert unsere Marge", sagte Köngeter über die Auswirkung der Investition.

Wie hoch eben diese "Marge", also der einbehaltene Gewinnanteil am Gaspreis ist, das wollte Köngeter auch auf Nachfrage aus dem Gemeinderat nicht sagen: "Kalkulationen veröffentlichen wir nicht. Schließlich wird im Herbst der Gasmarkt geöffnet!"

Köngeter gab aber zu verstehen, dass die Profite in den vergangenen Jahren stets an die ZVB-Eigentümer ausgeschüttet worden seien - die Stadtwerke Villingen-Schwenningen und die Städte Bad Dürrheim, Bräunlingen und Donaueschingen. Die vier Kommunen profitierten außerdem von 1,75 Millionen Euro Gewerbesteuer, die das Unternehmen zuletzt gezahlt habe, davon 106000 in Donaueschingen, 16000 in Bräunlingen und 48000 in Bad Dürrheim. Von einer erfolgreichen Geschäftspolitik einer regionalen ZVB profitierten alle Bürger auf der Baar, so Köngeters Botschaft.

Zum Thema Gasversorger siehe auch Berichte auf den Seiten 1 und 5.

 
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