suedkurier.de - 10.02.2006
Gaskunden können bald wählen

Zweckverband erwartet Konkurrenz ab Herbst - Dienstag Anhörung zu Preiserhöhungen

Zweckverband erwartet Konkurrenz ab Herbst - Dienstag Anhörung zu Preiserhöhungen

Donaueschingen

Hunderte Gaskunden in Baar und VS haben der jüngsten Gaspreiserhöhung des Lieferanten-Duos Stadtwerke Villingen und Gaszweckverband Baar widersprochen. Im Hintergrund steht Frust, der Preisgestaltung eines Monopolisten ausgeliefert zu sein. Doch das könnte sich bald ändern. Verbandsgeschäftsführer Köngeter glaubt, dass ab Herbst Konkurrenz auf den Markt tritt. Doch zunächst hat er mit Vorwüfen von Erhöhungsgegnern zu tun. Am Dienstag gibt es eine öffentliche Aussprache in Donaueschingen.

VON KLAUS DANGEL

Baar - Schon seit einiger Zeit ist der Gasmarkt prinzipiell offen, Kunden können sich theoretisch von beliebigen Anbietern beliefern lassen und sind nicht auf ihren "Hauslieferanten" in der Region angewiesen. Tatsächlich kommen aber nur Großkunden in den Genuss dieses Vorteils. Unternehmen wie IMS Gear in Donaueschingen holen längst attraktive Preise beim Zweckverband heraus, weil sie als Trumpfkarte weitere Angebote an der Hand haben. Der normale Haushaltskunde dagegen ist uninteressant für auswärtige Anbieter; er muss sich deshalb an den Zweckverband halten - oder auf Gas verzichten.

Bis jetzt war das so. Zum Oktober sollen die deutschen Gasnetze so weit geöffnet werden, dass auch der Baaremer Privatkunde tatsächlich eine freie Lieferantenwahl bekommt. Das wird Mitbewerber für den Zweckverband auf den Plan rufen. "Ich gehe davon aus, dass andere Anbieter auch im Haushaltskundenbereich auftreten werden, möglicherweise auch mit Kampfpreisen", richtet sich Köngeter auf eine neue Konkurrenzsituation ein. Strategien für dieses Szenario entstehen bereits in seinem Hause, aber die Furcht vor "Fressfeinden" hält sich in Grenzen: "Mal sehen, ob sie es schaffen werden, sich durchzusetzen." Auch bei der Öffnung des Strommarktes waren Anbieter wie Pilze aus dem Boden geschossen, teils mit abenteuerlichen Preisnachlässen; doch die meisten sind längst wieder von der Bildfläche verschwunden.

Gelassenheit wird plakatiert beim Zweckverband. Mehr noch: "Ich bin froh, wenn der Wettbewerb kommt", sagt Köngeter. Denn ein Großteil des Widerwillens gegen kletternde Gaspreise im Versorgungsgebiet sei psychologisch bedingt. "Den Leuten ist unbehaglich, dass sie keine freie Lieferantenwahl haben." Misstrauen gegenüber der Preisgestaltung sei die Folge. "Eine gewisse Wechslerquote wird der Situation ganz gut tun", glaubt der Gas-Geschäftsführer.

Und das könnte er gerade jetzt sehr gut gebrauchen. Seit 2004 steigt der Heizölpreis und mit ihm der angekoppelte Erdgaspreis. Schon einige Male seither mussten die Privathaushalte im Versorgungsgebiet des Zweckverbands Gasfernversorgung Baar (Donaueschingen, Bräunlingen, Bad Dürrheim) sowie im Oberzentrum Preiserhöhungen schlucken. Zuletzt zum Jahresbeginn 2006. Doch diesmal geht die Erhöhung alles andere als geräuschlos ab. Zwei "Gaspreis-Revoluzzer" in Villingen-Schwenningen und Bad Dürrheim halten die Erhöhung für willkürlich und haben zur Rebellion aufgerufen. Die Stadtwerke Villingen gäben höhere Verteuerungen an den Partner Zweckverband weiter als die eigenen Bezugspreisverteuerungen, so lautet der Vorwurf. Die Stadtwerke sollten ihre Preiskalkulation offen legen, so die Forderung.

Fast täglich neue Einsprüche

Eine Villinger Anwalts-Frau klagt bereits vor Gericht, einige Hundert Kunden schickten schon Widersprüche gegen die jüngste Erhöhung, bestätigte gestern Ulrich Köngeter, der Geschäftsführer des Zweckverbands und zugleich der Stadtwerke Villingen. "In manchen Straßenzügen, auch in Donaueschingen, kommen fast täglich neue dazu." In Donaueschingen wenden sich Bürger vermehrt an ihre Vertreter im Gemeinderat, ein Stadtrat forderte deshalb zuletzt Aufklärung darüber, wie der Preis eigentlich zu Stande kommt.

Stadtwerke und Zweckverband sehen sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Das betonten Köngeter und Donaueschingens OB Thorsten Frei gestern in einem Pressegespräch. Beide werden kommenden Dienstag (18 Uhr, Landratsamtssaal) vor den Donaueschinger Gemeinderat treten. Sie werden ihre Fakten dafür auftischen, dass bei den jüngsten Erhöhungen alles mit rechten Dingen zugegangen sei, dass keiner sich unrechtmäßig bereichert habe, dass der Zweckverband seine erhöhten Bezugspreise nicht einmal in vollem Unfang an die Kunden weiter gegeben habe.

"Keine Show-Veranstaltung"

Erst sollte die Sitzung nicht öffentlich stattfinden, dann rang man sich zur Öffentlichkeit durch. Eine "Show-Veranstaltung" für die Gegner werde er aber nicht zulassen, kündigte Frei an. Rederecht bekämen die Bürger wie üblich zu Beginn der Sitzung, nicht aber innerhalb des Beratungspunktes.

Die Vorwürfe der "Gaspreis-Rebellen" (einer von ihnen ficht schon seit Jahren gegen die unternehmerische Rolle der Kommunen in Sachen Gas) bezeichneten beide als unhaltbar. "Fast schon geschäftsschädigend nannte sie Frei, gerade jetzt, wo der Zweckverband die Investitionen zur Netzausweitung auf Wolterdingen und Hochemmingen beschlossen habe und die Kundenwerbung laufe. Rückenstärkung kam vor wenigen Tagen aus dem Wirtschaftsministerium. Dort wurden "keine Anhaltspunkte für eine missbräuchliche Erhöhung der Erdgaspreise", erkannt, "insbesondere keine willkürliche Preisanpassung und keine willkürliche Variabilität des Preiserhöhungszeitpunktes."

Für OB Frei ist der Zweckverband "nach wie vor ein günstiger Gasversorger". Vergleiche man die Anbieter im Umkreis von 100 Kilometern, so liege der Verband auf Platz fünf von zwölf Anbietern. Im Jahresschnitt 2004 und 2005 sei Heizöl um 32,5 Prozent teurer geworden, Gas aber nur um 9,1 Prozent.

Und wie verhält sich der Verband in eigener Sache, wenn sich der Markt öffnet und er selbst sein Gas günstiger einkaufen könnte als bisher vom Verbands-Partner Stadtwerke Villingen? "Es gibt nichts, was uns untrennbar mit den Stadtwerken verbindet", sagte Frei gestern. Aber bisher sei die gegebene Konstellation "eine Gewinnsituation" für die beteiligten Gemeinden.

 
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