Preisfrage als Nullsummen-Spiel

Schwarzwälder Bote, vom 08. August 2006

Villingen-Schwenningen.
Werden die Verbraucher in den kommenden Monaten wirklich merken, dass die Kosten für Strom und Gas sinken, weil sie von gesenkten Netzentgelten profitieren? Die Erwartung des Stadtwerke-Chefs Ulrich Köngeter dazu fällt "sehr verhalten" aus. Sprich: Er glaubt nicht dran.

Die Erhöhung der Mehrwertsteuer werde von keinem Anbieter "geschluckt", ist er überzeugt. Diese Steuer von drei Prozent mehr auf alles ist dann am Ende vielleicht gerade wieder so hoch wie die Kosten, die durch geringere Durchleitungsgebühren nicht mehr auf den Preis durchschlagen. Das ganze könnte zu einem Nullsummen-Spiel für den Verbraucher werden.

Das Geschäft mit den 13 000 Gaskunden der Stadtwerke Villingen-Schwenningen fiel auch im vergangenen Jahr äußerst lukrativ aus. So erwirtschafteten die Stadtwerke Villingen-Schwenningen einen gesamten Überschuss von 5,1 Millionen Euro. Für Reiner Simon vom Forum "Gaspreis runter" ist die Gewinnspanne ein klares Zeichen dafür, "dass vom Kunden zu viel verlangt wird".

Ganz anders, nämlich als Erfolg, wertet der Geschäftsführer der SVS, Ulrich Köngeter, die Bilanz. Durch den Kauf des Stromnetzes Schwenningen und den Wechsel vieler Abnehmer zu den Stadtwerken haben die Stadtwerke mit weniger Personal in einem doppelt so großen Stromnetz Geschäfte gemacht. Gute, versteht sich. Schließlich sollen die Stadtwerke als GmbH Gewinne machen und seien "kein Sozialunternehmen". Eine "Übervorteilung der Kunden", wie der SVS immer vorgehalten wird, kann Köngeter nicht erkennen und verweist darauf, dass die SVS mit ihrem Gaspreis drittgünstigster von 15 Anbietern im Umkreis von 80 Kilometern sei.

Zu günstigeren Lieferanten zu wechseln, ist trotz der Marktöffnung allerdings schwierig, sagt Reiner Simon. So weiß er von der EnBW, dass sie 20 Prozent preiswerter ihr Gas anbiete als die SVS, allerdings wenig Neigung zeige, Kunden der SVS zu übernehmen.

Laut Simon argumentiert die EnBW, sie wolle sich auf ihr Kerngebiet konzentrieren und verweist außerdem auf die Wirtschaftlichkeit angesichts der Entgelte, die für die Nutzung anderer Gasnetze bezahlt werden müssen. Wie Köngeter erklärt, werden die Nutzungsentgelte derzeit von staatlicher Seite her geprüft. Köngeter rechnet im Herbst mit Ergebnissen. Neue Durchleitungsgebühren würden dann ab 1. Januar nächsten Jahres gelten.

Köngeter möchte nicht spekulieren, ob die Entgelte, die die SVS verlangt, nach unten hin korrigiert werden müssen, glaubt aber, dass sich angesichts nationaler Vorzeichen wie der Mehrwertsteuererhöhung 2007 und internationaler Entwicklungen wie Ölpreiserhöhung und Nahost-Konflikt die Energiepreise und somit auch die Kosten für Gas eher erhöhen.

Wie auch immer diese Entscheidung ausfällt: Ab 1. Oktober haben jedenfalls Gaskunden die Möglichkeit, einen anderen Anbieter zu wählen.