05.01.2007 05:15 Donaueschingen

"Unser Gas ist günstig"

Der Gaspreis-Report des Bundeskartellamts hat es ans Licht gebracht: Für die selbe Ware werden in Deutschland höchst unterschiedliche Preise verlangt. Knapp 170 Euro mehr als beim billigsten Anbieter zahlt eine durchschnittliche Familie im Raum Donaueschingen pro Jahr. Geldmacherei oder gute Gründe? Wir befragten den Vorsitzenden des Gaszweckverbands, Jürgen Guse.

Herr Guse, erstmals kann jeder Gaskunde seinen Preis mit allen anderen vergleichen. Sind die Ergebnisse nicht peinlich für alle "Teuer-Versorger"?

Das Ranking bei den Gaspreisen war zu erwarten und ist auch eine mittelbare und konsequente Folge des neuen Energiewirtschaftsgesetzes. Beim Strom z.B. gibt es das bereits seit kurzem bei den Netznutzungsentgelten in Baden-Württemberg, die vom Wirtschaftsministerium veröffentlicht werden. Im Kommunalbereich sind wir das seit langem gewohnt, es gibt eine Vielzahl von Kennziffern bei den Abwasser- und Wassergebühren, den Realsteuern, dem Verschuldungsgrad und vielem mehr. Ich persönlich habe also kein Problem mit einem Ranking.

Die Energiepreise sind in letzter Zeit förmlich explodiert. Da stößt es sauer auf, wenn Baaremer Gas auch noch deutlich teurer ist als anderswo. Woran liegt das?

Man darf hier nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. So wie es z.B. bei den Kosten der Wasserversorgung entscheidend darauf ankommt, ob eine Kommune einen oder zehn Stadtteile mit großen Leitungslängen versorgen muss, gibt es auch individuelle Unterschiede bei den Gasversorgern. Maßgebend sind die eigenen Kostenstrukturen für technisches Personal, Administration oder Gebäude. Genauso aber auch Beschaffenheit des Geländes, in das die Leitungen gelegt werden müssen - und die Anschlussdichte. In einer großen Stadt gibt es pro Leitungskilometer wesentlich mehr Abnehmer bei gleichen Fixkosten als im dünner besiedelten Raum wie der Baar. Wichtig ist auch das Alter des Gasnetzes; bei hohem Alter gibt es niedrigere Abschreibungsbeträge und der Versorger kann günstiger kalkulieren.

Es scheint, als ob die Bürger im Norden tendenziell billigeres Gas bekommen?

Bei den Gaspreisen gab es schon immer ein Nord-Süd-Gefälle. Nimmt man Magdeburg, den günstigsten Bieter als Vergleichsbeispiel, dann liegt diese Stadt und dessen Netz viel näher an den drei großen Erdgaslieferanten Russland, Norwegen und den Nordseestationen und hat somit viel weniger Durchleitungsgebühren zu bezahlen als wir im Süden. Deshalb ist für uns beim ZVB der Preisvergleich innerhalb des Landes viel relevanter - und da liegen wir vorzeigbar günstig.

Ist der örtliche Gaspreis gerechtfertigt?

Für uns in der Verbandsversammlung des Zweckverbands, also OB Frei, Bürgermeister Klumpp in Bad Dürrheim, ich als Bräunlinger Bürgermeister und GeschäftsführerKöngeter, war Ranking in der Vergangenheit immer schon ein Maßstab unseres Handelns. Innerhalb der Region wurden von uns Vergleiche angestellt und nachweisbar liegen wir da seit langem schon im für unsere Verbraucher preisgünstigsten Drittel. Bundesweit betrachtet: Von über 700 Anbietern an 292. Stelle zu liegen, zeigt unser verantwortungsbewusste Handeln in der Balance, einerseits vertretbare Preise zu bieten und andererseits Gewinne zu realisieren, die sozialisiert werden, also wieder unserer Bevölkerung zugute kommen.

Wohin geht der Preis künftig?

Es beginnt gerade jetzt der Wettbewerb unter den Vorlieferanten. Deshalb werden wir bei unseren Bezugskonditionen ebenfalls den Markt nutzen und die erzielbaren Vorteile an unsere Kunden weitergeben.

Die Fragen stellte Klaus Dangel